Die Region und ihre Weinberge.
Für viele Italienfreunde dürfte der Brennerpass eine fast schon mythische Bedeutung haben. Wenn man nicht gerade nur nach Südtirol fährt, führt an der Region Valpolicella auch kaum ein Weg vorbei – bildlich gesprochen, denn es liegt nur wenige Kilometer nördlich von Verona direkt im Autobahnbogen.
So wird das Valpolicella geographisch von seiner Lage zwischen den Lessiner Bergen im Norden, dem Gardaseeufer im Westen und der Etschebene mit Verona im Süden grob definiert. Unterschieden wird dann noch zwischen dem historischen Kern der Gegend, der Classico-Zone, und dem erweiterten Gebiet, das im Osten an den Ort Soave grenzt. Den östlichen Teil teilen sich zugleich viel neutraler Valpolicellawein und einige der elitärsten Produzenten wie Dal Forno.
Die Classico-Region, die wir schon öfter besuchten, besteht aus markanten Hügelketten und den Gemeinden dazwischen: Fumane, Marano und Negrar.
Anders als die Touristenmagneten Gardasee und Verona ist das Valpolicella noch angenehm ländlich. Die Landschaft ist dominiert von Weinbergen, Kirschbäumen und Olivenhainen. Gerade im Frühjahr strotzt die Gegend nur so von Grün und Blühen.
Das moderate Klima ist weitaus weniger feucht als am wenige Kilometer entfernten See und trägt seinen Teil zur Attraktivität des Valpolicella bei. Noch attraktiver sind für uns aber seine Weine.
Die meisten Weinberge der Region weisen noch die traditionelle Reberziehung des Trentiner Bogen auf, der einem aus Südtirol bekannt sein dürfte. Hier teilt sich der Weinstock nach ungefähr zwei Metern Höhe in eine Y-Form auf. Da diese Anbaumethode aber erfordert, dass man beim Laubschnitt immer bei der Sache ist und sie mitunter zu hohen Ertrag liefert, wechseln viele Winzer nach und nach zu der Guyot-Methode, wie sie auch in Deutschland vorkommt.
Die Rebsorten im Valpolicella sind ebenso typisch wie traditionell. Außerhalb der Region findet man sie noch im Bardolino, sonst aber kaum irgendwo. Die berühmten Roten, vom bescheidenen Tafelwein bis hin zum prestigeträchtigen Amarone oder Recioto werden generell alle aus dem selben Sortenspiegel gekeltert. Darunter ist die Corvina die, die den Löwenanteil stellt und die typischen Kirscharomen liefert. Zusammen mit ihrem größeren Klon Corvinone muss diese Sorte 70% in DOC-Weinen ausmachen. Eine Reihe weiterer Reben komplettiert das Bild: Molinara, Rondinella, Croatina, Oselata sind Namen, die man außerhalb der Region nur selten antrifft; und auch hier nehmen sie nur unterstützende Rollen ein.
Aber auch internationale Rebsorten haben ihren Weg ins Valpolicella gefunden, vor allem die üblichen Verdächtigen Cabernet Sauvignon und Merlot. Am erfolgsversprechendsten sind diese vielleicht in solchen manchmal noch experimentellen Weinen, die die einheimischen mit den französischen Sorten kombinieren und mit IGT designiert sind.
Weiße Trauben gibt es natürlich auch, doch kann man es sich leisten, diese erst am Schluss zu erwähnen. Verglichen mit der Bedeutung, die der Rotwein der Gegend spielt, tritt ihre Bedeutung etwas in den Hintergrund. Mitunter findet man die italienischen Allrounder Garganega und Trebbiano in Tafelweinen; öfters aber werden sie zu einem Süßwein verarbeitet, der dann das weiße Pendant zum roten Recioto darstellt – aber dazu mehr im zweiten Artikel: Das Valpolicella – Die Weine.
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