Für 10 Euro ins Konklave!
Châteauneuf-du-Pape (‘neues Papstschloss‘), diese vollmundige Bezeichnung ist nicht nur ein päpstliches Schloss bei Avignon aus dem 14. Jahrhundert, dieses leiht seinen Namen auch einer der angesehensten Weinregionen Frankreichs.
Spätestens seit auch der Kritikerpapst, nein, sagen wir Kritikermogul (denn schlechte Wortspiele folgen noch genügend) Robert Parker das Dorf an der Südrhône mit seinen (Rot-)Weinen für sich entdeckt und es mit hohen Bewertungen bedacht hat, kostet das Fläschchen auch mehr als jeder Messwein.
Aus gegebenem aktuellen Anlass haben wir uns auf die Suche nach einem Châteauneuf-du-Pape-Wein gemacht, für den man keinen Kirchenschatz besitzen muss. In den gänzlich säkularen Hallen von Aldi-Süd und Lidl sind wir auch fündig geworden. Für einen Lebensmitteldiscounter ist allerdings der Preis der beiden Flaschen schon ungewöhnlich hoch – einen ganzen Kirchenzehnten (10 Euro) bezahlt man für den üblichen Wein dort sonst nicht.
Klar, Châteauneuf-du-Pape ist eine Prestigeregion, und der erlaubte Ertrag ist den Winzern dort auf ein relativ niedriges Niveau festgelegt. Woanders fängt das Pontifextröpfchen auch eher bei 20 Euro erst an und hört so schnell auch nicht auf (ganz anders als, na, Sie wissen ja).
Dem geneigten Weinskeptiker bleibt also die gleiche Frage wie dem Laien, der sich beim Lebensmitteleinkauf einen Festtagstropfen gönnen will: Löst ein 10-Euro-CdP allgemeine Stürme der Acclamatio aus oder investiert man sein Geld besser in andere Weine?
Getreu dem Motto „Prälat trifft Prädikat“ haben wir uns also folgende Weine vorgeknöpft:
Châteauneuf-du-Pape 2011, Aldi-Süd, 13,5%vol, 9,99€
Châteauneuf-du-Pape „Cru de la Vallé du Rhône“ 2011, Lidl, 14,5%vol, 9,99€
Gern wird zum Châteauneuf-du-Pape mit dem Fakt aufgewartet, dass bis zu 22 verschiedene Rebsorten drin sein können; tatsächlich ist er von der Grenache dominiert und um typische Rhône-Sorten (Syrah, Mourvedre) ergänzt. Unter 12,5% Alkohol darf der kräftige Rotwein gar nicht abgefüllt werden. Qualitätsmerkmal ist daher, ob der Wein seinen hohen Alkohol- und Gerbstoffgehalt auch mit genügend Reife und Aroma verbinden kann.
Bei unseren beiden Kandidaten war dies leider nicht der Fall. Manche Châteauneuf-du-Pape-Weine muss man noch lagern und reifen lassen, bei Exemplaren aus dem unteren Preissegment sollte dies aber nicht nötig sein. Hier hätte es auch nichts gebracht. Beide Weine sind gerade aromatisch erschreckend nichtssagend und riechen bestenfalls nach undefiniertem, leicht fruchtigem Rotwein.
Am Gaumen bieten sie auch nicht viel mehr; der Aldi-Wein kann nach einiger Zeit zum Atmen zumindest mit kerniger Säure und unscharf definierter Frucht punkten, der Lidl-Vertreter wirkt von vorne bis hinten zwar reif, aber viel zu alkoholisch und geschmacksarm.
Reife dunkle Frucht oder würzige Noten, wie man sie bei Grenacheweinen für weit weniger Geld leicht findet, sind praktisch Fehlanzeige.
Wir haben unser Urteil gefällt und können leider nur schwarzen Rauch signalisieren.
Die frohe Botschaft ist aber, dass man diese zwei Weine nun getrost vermeiden kann. Ein Prestigewein vom Discounter muss kein Kardinalsdelikt sein, aber die besseren Optionen wären in der Regel schon, entweder im Fachhandel etwas draufzulegen, oder im Lebensmittelhandel zu einer günstigeren Option zu greifen. Bei einem Côtes-du-Rhône oder Languedoc-Wein zahlt man weniger für den Namen und hat dafür deutlich mehr Spaß im Glas. Und darum geht es uns ja bei VINI e GUSTO.