Hier trinken oder mitnehmen?
Wer kennt das nicht: Am Freitagabend ist es im Büro mal wieder später geworden und dann haben alle Supermärkte schon geschlossen. Dabei wollte man sich doch etwas leckeres kochen und dazu mit einen schönen Wein das Wochenende kulinarisch einläuten. Also was tun. Auf zum Schachtelwirt… zum König… zum Colonel?!?
Dann sitzt man mit seiner Beute aus dem Drive-in zuhause und stellt sich natürlich die Frage der Fragen. Welchen Wein soll ich zu meinem Burger aus dem Keller holen? Wir haben den Selbsttest gewagt und beantworten diese Frage.
Als kulinarische Basis haben wir uns für den Doppel-Whopper von Burger King entschieden.
Erstmal zu den Fakten. Wir sehen uns hier mit 222g auf offener Flamme gegrillten Rindfleisch, Tomaten, Salat, Zwiebeln, Gurken, Mayonnaise und Ketchup, gebannt in einem getoastetem Weizenbrötchen konfrontiert. Auf Wunsch lässt sich das „Mordsding“ noch mit Käse und gegrilltem Speck individualisieren. Dazu noch eine Portion Pommes Frites und fertig ist die Hauptmahlzeit… mit über 1000kcal. Aber das soll erstmal nicht abschrecken, weil ja Salat dabei ist.
Geschmacklich gesehen bewegen wir uns hier auf interessantem Gebiet. Wir haben salziges, fettiges, saures, etwas süßes vom Brötchen und vom Ketchup der eigentlich alle Aromen in sich vereint. Dazu gesellt sich ein Grillgeschmack und bei manchem Bissen meldet sich auch mal ein Stück Tomate.
So, nun an die schwierige Aufgabe, welchen Wein wir dazu nehmen. Das einfache Regelwerk besagt doch, den Wein der zum Kochen verwendet wurde, der wird auch zum Essen passen. Nun wissen wir leider nicht welcher Rotwein in den dunklen Ecken der Systemgastronomie verwendet oder vielleicht gar getrunken wird.
Zu den doch eher dominanten Aromen des Burgers empfiehlt sich ein eher einfacher Rotwein, der nicht durch viele komplexe Aromen zu einem Geschmackschaos führt.
Ein italienischer Bardolino oder ein junger Merlot kamen nach Durchsicht des Kellers in Betracht. Wir haben uns für einen Bio-Bardolino aus der Cantina di Custoza entschieden. Dieser Wein präsentiert sich fruchtig und intensiv. Obwohl nur im Stahltank ausgebaut, ist er doch ausgewogen und von samtiger Struktur, die auch dem Salzigem der Pommes Frites widerstehen kann.
Ein junger und nicht allzu fassbetont ausgebauter amerikanischer Zinfandel würde hier ebenfalls gute Dienste tun.
Der militante Connaisseur mag andere Ansichten zu Burgern und Wein vertreten, aber uns hat’s geschmeckt. Und ist das nicht das wichtigste bei Vini e Gusto?
Und wer nun auf den Geschmack gekommen ist, dem werden wir demnächst erklären wie man einen leckeren Burger auch selber machen kann. Und natürlich welcher Wein dazu passt.
Helmut am 10. März 2013 at 19:29 :
Hallo patrick,
super geschrieben. Liest sich gut und man bekommt Lust auf vini e gusto.
Viele Grüße
Helmut